Aus Italien erreichte uns diese wirklich tolle Rezension zum Album 1549 !!! Ein riesengroßes DANKESCHÖN geht an Rebekka Gruber
für die fantastische Übersetzung 🙂
Wer sie lieber auf italienisch lesen möchte, hier der Link 😉

electronique.it

Die lange Produktionsgeschichte von BineMusic hat uns immer wieder kleine Klangjuwelen des Deephouse beschert. Eine Erfolgsgeschichte, die 2003 mit dem exzellenten „Feld“ begonnen hat und für die ein Mann verantwortlich ist, der vielleicht der melodischste Byetone aller Zeiten ist, schließlich hat er uns seitdem mit einer ganzen Reihe an emotionalen Spagaten von Leuten wie Move D, Benjamin Brunn, Scanner, Marconi Union und anderen beschenkt.

Heute ist die Stunde von Lars Leonhard, einem Produzenten, von dem man immer noch wirklich wenig weiß und der auf der Plattform Deepindub mit einigen Releases, bei denen Dub im Mittelpunkt steht, zu hören ist.

Sein Debütalbum, das den Titel 1549 trägt, ist eine sehr lange Suite, die insbesondere die Liebhaber der düsteren Hintergründe der elektronischen Musik anspricht. Eine Reise, die ganz entspannt beginnt, mit einem Meister der Vokale, fortgesetzt von der Mitteilung eines Flugbegleiters, welche sogleich von einer der auserlesensten Melodien überflutet wird, die ihrerseits sofort die Regeln klarstellt. Jene Regeln einer Reise, die von mikroskopisch kleinen Details, Luftpolstern, Tautropfen und nicht greifbaren Nebelschichten charakterisiert wird.

“Decision Height” ist all das. Das Stück kommt genauso daher und offenbart ein echtes Talent, welches ein ganzes Füllhorn voller Gefühle und Hingabe für die vollkommene Finsternis in wenige Noten zu fassen vermag. Ein Ozean von Gefühlen, den viele zu beschreiben versuchen und der uns vor eine Reihe von bewegenden und immer neuen Erzählungen stellt. Lars ist einer von den Künstlern, die genau das erzählen, was sie in ihrem tiefsten Inneren fühlen und deren Musik Ausdruck ihrer persönlichen Haltung ist.

“Clear Air Turbulence” macht nichts anderes, als diese Klangspirale, die so überreich an Elementen ist, fortzusetzen. Unzählige Bestandteile, die von Tönen einer Klaviatur zu weitaus organischeren Substraten, zu Schlagfragmenten und unendlichen Klangteppichen werden und schließlich das Gefühl hervorrufen, sich im Zentrum eines inneren Universums zu befinden, in dem die mannigfachen unterschiedlichen Gesichter der Emotionen unablässig rotieren.

Das Werk steigt um zusätzliche Grade und erhebt sich zu einem Ambientklang, sanft geschrieben und jedes Musikstück von unterschiedlichen Gesichtspunkten in Angriff nehmend und daher zu jedem Zeitpunkt wie etwas sehr Komplexes und sorgfältig Gepflegtes klingend. Der Anstieg der Intensität führt das Werk an einen Punkt, an dem der Rhythmus seinem dringenden Wunsch nun endlich einzusetzen nachkommt und so die ganze sorgfältig komponierte Virtuosität mit einem Konzentrat aus Techno und House im Stile des Dub überspielt.

“1549”, das Titelstück des Werkes, markiert tatsächlich den Höhepunkt dieser Explosion und präsentiert sich als Strudel von Gefühlen, die in einem Flechtwerk auf allerhöchster technologischer Ebene mit der Dynamik des Trance flirten. Wir befinden uns nun in der rhythmischen Dimension des Albums, mit wunderbar gedämpften Bässen, die in höchster Auflösung geometrische Figuren skizzieren, während sich an der Oberfläche ein melodisches Gewitter austobt, welches seine Faszination direkt den Ambient-Bereichen des Werkes verdankt, um sich bis in alle Ewigkeit den regelmäßigen Schlägen anzugleichen, die das Ganze auf eine völlig neue Ebene heben.

Das, was am allermeisten beeindruckt, bleibt letztendlich die Sorgfalt, mit der jedes Musikstück vollendet wird. Keine sorglose Auswahl oder mühelose Implementierung, sondern komplexe Arrangements, die unter Verwendung von noch mehr Technik sowie durch eine gewissenhaft ausgewählte Bandbreite an Klängen entstehen. Eine perfekte Symbiose aus Geometrie, millimetergenauen und gewagten Einschnitten, allumfassenden und weitläufigen Sinuskurven, paradiesischen Klaviaturen und suggestiven Hintergründen. Eine CD, die man wieder und wieder anhören kann und die das maximale Klangerlebnis bietet, wenn man sie über Kopfhörer anhört; nachts, oder wie es der Autor dieses Textes gemacht hat, während einer nächtlichen Joggingrunde.

Dreht sie auf, lasst sie herein.

 

Author: liquid   –  Published: